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Reichtum durch Selbstwirksamkeit

falls Sie jetzt die Hoffnung haben, ich könnte Sie mit meinem Artikel zu materiellem Reichtum führen, muss ich Sie leider enttäuschen. Doch, obwohl, vielleicht ist dies sogar als Folge möglich? Wer weiß, was geschieht, wenn sich ein Reichtum an innerer Fülle eingestellt hat. In diesem Artikel geht es um immateriellen Reichtum, also das, was mir durch Selbstwirksamkeit und Selbsthilfe zugeflossen ist. Ich hoffe, ich kann Sie mit auf eine spannende Reise nehmen.

Gehen wir also gemeinsam los und schauen ein gutes Jahrzehnt zurück. Dort sehen wir eine Frau Ende 40, die nach 5 Operationen in den Jahren zuvor körperlich und seelisch völlig am Ende und ausgebrannt ist. Persönliche Bestandsaufnahme zu diesem Zeitpunkt: Diagnose einer bisher nicht heilbaren Erkrankung, die stark die Lebensqualität beeinträchtigt zu den zig anderen Diagnosen, die in den Jahren davor schon „gesammelt“ wurden, ein soziales Leben, was quasi nicht mehr existent war, eine Ehe, die auch an den Belastungen durch das Krankheitsgeschehen zerbrochen war und ein zwangsweiser Ausstieg aus dem Berufsleben, da ein Verbleib aufgrund der gesundheitlichen Situation nicht mehr möglich war.
Fazit: es war so ziemlich alles zusammengebrochen, was in den Jahren zuvor aufgebaut wurde.
Blick in die Zukunft: nur Perspektivlosigkeit in Sicht auf ein Leben ohne berufliche Tätigkeit, ohne Partner, weitgehend in sozialer Isolation, da viele Dinge einfach nicht mehr gemacht werden konnten.

Es herrschte die Angst vor gesellschaftlichem Abstieg, die Sorge, die finanziellen Belastungen durch hohe Krankheitskosten auf Dauer tragen zu können und noch vieles mehr. Die größte Belastung war jedoch das Gefühl des Verlustes des Lebens als eigenständiger erwachsener Mensch, der ohne Beschränkungen sein Leben als vollständiges Mitglied der Gesellschaft leben kann. Bilanzergebnis also: null Selbstbewusstsein mehr, dieses kroch quasi unter dem Teppich und Selbstwertgefühl? Fehlanzeige, da einfach nicht mehr vorhanden. Stattdessen herrschten nur Gefühle von Nutzlosigkeit und das Gefühl, zur Belastung aller geworden zu sein. Sie stimmen mir sicher zu, dass das kein guter Ausblick in die Zukunft war. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir körperlich massiv schlecht, ich war nicht einmal in Ansätzen dazu in der Lage, einen halbwegs normalen Tag durchzustehen. Die meisten Tage habe ich liegend verbracht, ich sah die Sonne auf- und untergehen und hörte die Stimmen des Lebens „da draußen“ und fühlte mich nicht mehr als ein Teil davon. An den etwas besseren Tagen konnte ich mit Müh und Not das allernotwendigste machen. Dieses Leben hatte nicht mehr das geringste mit dem Leben „davor“ zu tun und dies war für mich kaum zu ertragen.

Dies ging so bis zum September 2012, als mich eine mittlerweile sehr gute Freundin zur jährlichen Fachtagung des Mastozytose e. V. mitnahm. Diese hatte ich schon einige Zeit zuvor durch das Forum des Vereins kennengelernt und mit Freude festgestellt, dass sie bei mir in der Nähe wohnte. Von der Fachtagung erhoffte ich mir Informationen, um mein Leben etwas leichter gestalten zu können, da einige Informationen, die ich vorher schon vom Verein erhalten hatte, für mich sehr hilfreich waren. Zufälligerweise fanden bei der anschließenden Mitgliederversammlung die Vorstandswahlen statt. Aus einem Impuls, den ich bis heute nicht erklären kann, habe ich mich völlig spontan und ohne jegliche Gedanken vorher zur Wahl der 1. Vorsitzenden gestellt. Nach kurzer Vorstellung meinerseits bin ich dann zur 1. Vorsitzenden gewählt worden. Die Überraschung darüber war auf allen Seiten groß, aber am allermeisten auf meiner Seite. Ich fuhr also nach Hause mit wertvollen Informationen und einem Amt, was ich niemals zuvor im Visier hatte. Meine Ernennung stieß in meinem persönlichen Umfeld zunächst auf große Vorbehalte, da jeder meinen Zustand kannte und die Sorge groß war, dass ich damit endgültig meine persönliche Belastbarkeit überschreiten würde. 

Heute, 10 Jahre später, sieht die Situation völlig anders aus. Wir haben gerade erst mit einer tollen Veranstaltung und einem gelungenen Fest das 20-jährige Bestehen vom Mastozytose e. V. mit vielen interessanten, bekannten und neuen Gästen gefeiert. Die Mitgliederzahlen sind in den vergangen 10 Jahren um fast das Doppelte auf rund 620 Mitglieder gewachsen und wir sind an vielen interessanten Themen beteiligt. In dieser Zeit haben wir viele neue Projekte durchführen können und uns insgesamt sehr entwickelt. Unser Ruf ist ausgezeichnet, was ich mit Stolz verkünden kann. Dies ist natürlich nicht das Ergebnis und die Arbeit einzelner, sondern eines Teams. 

Nun geht es hier in diesem Artikel nicht um die Leistung einer Organisation, sondern um die Frage, wie man durch Selbstwirksamkeit Reichtum erlangen kann. Eins vorweg: heute steht Ihnen eine im immateriellen Sinne sehr reiche Frau gegenüber, die wenig mit dem Menschen von vor 10 Jahren gemeinsam hat. Diese heutige Frau lebt in einer erfüllenden Partnerschaft in einem schönen Umfeld mit sozial sehr bereichernden Kontakten und hat durch die Selbsthilfe ihre wahre Bestimmung und Stärke gefunden. Durch die Arbeit mit und für die Menschen konnten Fähigkeiten, die für immer verloren geglaubt waren, wieder aktiviert werden. Es wurde eine innere Stärke wieder entdeckt. Diese Arbeit hat dazu geführt, mich ein Stück weit heilen zu lassen. Heute habe ich Kontakte zu Menschen, die ich mir hätte niemals vorstellen können. Es hat sich mir ein bereicherndes Netzwerk von tollen und inspirierenden Menschen aufgebaut und sich mir eine Fülle von interessanten Themen eröffnet.  Diese im Einzelnen zu erläutern, würde leider den Rahmen des Artikels sprengen. Von daher beschränke ich mich auf die wesentlichen Dinge. Der Beginn dieses Prozesses war oft alles andere als einfach, das kann ich Ihnen versichern. Mehr als einmal wollte ich aufgeben. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Selbsthilfe ist die Augenhöhe, die hierdurch entsteht.

Nur ein Mensch, der selbst erlebt hat, wie sich sein Gesprächspartner fühlt, kann wirkliches Verständnis für die Lage des Gegenüber erlangen. Das schafft eine gemeinsame Basis, auf der Veränderungen gelingen können. Ein wirkliches Interesse an der Selbsthilfe setzt ein stetes Lernen voraus. Jeder Tag ist geprägt von neuen Dingen, die man erfährt. Man stößt auf Themen, auf die man vermutlich sonst nie gestoßen wäre. So bin ich selbst auf Themen gestoßen, die letztlich dazu geführt haben, dass ich mein Leben und vor allem meinen Gesundheitszustand deutlich verbessern konnte. Ich bin im engeren Sinne immer noch krank, aber mein Verständnis von Krankheit und Gesundheit und vor allem meine Haltung dazu, haben sich grundlegend geändert. Ich habe mich viel mit Selbstwirksamkeit und Heilung auseinandergesetzt und daraus ein anderes und heilsames Verständnis entwickeln können. Zu den Themen, mit denen ich mich beschäftige, gehören auch die Ergebnisse aus der Altersforschung. Hierbei wurde als ein protektiver Faktor (von vielen anderen Faktoren) für ein gesundes Leben im Alter expliziert die Einbindung in soziale Systeme UND das sich kümmern um andere festgestellt. Das finde ich insofern bemerkenswert, als dass dies ganz deutlich zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um andere zu kümmern. Damit schlagen Sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: sie tun einem anderen UND sich selbst etwas Gutes! Aber was ist überhaupt Selbstwirksamkeit? Selbstwirksamkeit – Lexikon der Psychologie (Stand 13.09.2022): „Unter Selbstwirksamkeit (self-efficacy beliefs) versteht die kognitive Psychologie die Überzeugung einer Person, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können. Geprägt wurde der Begriff von dem amerikanischen Psychologen Albert Bandura“. 

Aber warum ist Selbstwirksamkeit so wichtig für die Bewältigung des Lebens mit einer chronischen Erkrankung? Manchmal ist es so, dass eine medikamentöse Therapie oder sonstige Therapien nicht den Erfolg bringen, den sich der Erkrankte erhofft. Dann entstehen Frustration und Resignation. Folgen einer chronischen Erkrankung sind häufig sozialer Rückzug, wirtschaftlicher Abstieg, Verlust von Kontakten und noch viel mehr. Die Fähigkeit zur Selbstwirksamkeit kann dem begegnen. Chronisch Erkrankte Menschen stoßen in unserem Gesundheitssystem immer häufiger an Grenzen. Leider hat die Neuausrichtung unseres Gesundheitssystems in den letzten Jahren zu einer unguten Entwicklung geführt, die alle Beteiligten an Ihre Grenzen stoßen lässt. Aber dies ist ein eigenes Kapitel für sich. Fakt ist, dass diese Menschen oft zunächst weitgehend alleine dastehen und Schwierigkeiten haben, sich neu zu orientieren. Auch kommt dazu, dass unsere Prägungen oft nur eine Bewertung in gut oder schlecht zulassen. 

Krankheit wird daher nur als negativ empfunden und daher steht man dieser (aus verständlichen Gründen) ablehnend gegenüber. Aber ohne meine Krankheit hätte ich nie meine Aufgabe in der Selbsthilfe gefunden, welche ich als zutiefst erfüllend und beglückend empfinde. Das, was ich gebe, bekomme ich tausendfach zurück. Und genau dieses ermöglicht mir ein enormes Wachstum. Manchmal komme ich mir vor wie ein Phönix, der aus der Asche entstanden ist. Mein Partner sagte vor einigen Tagen zu mir: dein Wachsen ist nicht aufzuhalten. Erst habe ich nur gelacht und dann beim darüber nachdenken ihm zustimmen können. Zu diesem Thema gäbe es noch so viel mehr zu sagen. 

Meine Erfahrungen und das, was ich für mich lernen konnte und mir letztlich zum Erfolg verholfen hat, habe ich auf Bitten zahlreicher Betroffener in ein Buch gepackt. Im „Doc 2 go“ finden Sie bekannte und neue Themen, auf die Sie vermutlich nicht im Zusammenhang mit Ihrer Erkrankung gestoßen wären. Diese können Ihnen ein neues und ganzheitlich Verständnis eröffnen und Sie kompetenter und selbstwirksamer im Umgang mit Ihrer Erkrankung machen. Mir hat es genau dazu verholfen.

Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit und ein Leben in Reichtum und innerer Fülle mit einem hohen Maß an Selbstwirksamkeit.