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Wissenswertes zur Entgiftung

Der Frühling steht ins Haus und damit oft der Wunsch nach der Befreiung von Altlasten. Frühjahrsputz, Entrümpeln und Ausmisten steht an! Bei der Durchsicht des Kleiderschranks drängen sich oft unweigerlich Gedanken an die kommende Bikinisaison auf. Über den Winter haben sich bei den meisten von uns zusätzliche Fettdepots angesammelt und dann ist da noch diese lähmende Müdigkeit, die uns befällt wenn wir auch nur daran denken, die Laufschuhe aus dem Kasten zu holen! Morgens im Spiegel schaut einem ein blasses Gesicht entgegen, von den Ringen unter den Augen ganz zu schweigen… 

In den einschlägigen Illustrierten erscheinen jetzt Fitnesspläne, Diäten und Anleitungen zur Leberreinigung und Entschlackung. Doch es ist Vorsicht geboten, da man einiges beachten sollte und es in einigen Fällen ratsam ist, sich dabei von einem Experten/Expertin unterstützen zu lassen. 

 

Warum? Das will ich gerne erläutern. Zunächst wollen wir einmal sehen, wie unser Körper die täglich anfallenden Giftstoffe verarbeitet, denn Entgiftung findet laufend statt und muss nicht erst von außen initiiert werden. 

 

Die physiologische Entgiftung unseres Organismus verläuft in drei Phasen:  

 

Phase I ist zunächst einmal eine sogenannte Giftung, da bei der Verstoffwechslung von aufgenommenen Stoffen erst einmal ebenso giftige oder giftigere Stoffe entstehen können. Viele Arzneimittel sind so gestaltet, dass sie erst nach einer chemischen Umwandlung in der Leber ihre eigentliche Wirkung entfalten. Dieser Vorgang wird vornehmlich über spezielle Enzyme in der Leber gesteuert. Jeder Mensch verfügt über eine große Anzahl verschiedener Enzyme, die individuell auch leicht variieren, weshalb manche Menschen das eine oder andere Medikament schlechter vertragen. Hinzu kommt, dass die meisten Umweltgifte und manche Medikamente fettlöslich sind, sie werden vor allem im Fettgewebe gespeichert und können dort über einen langen Zeitraum persistieren.  

 

Die Entschärfung der entstandenen Zwischenprodukte, auch Metabolite genannt, erfolgt in Phase II, ebenfalls in der Leber. Hierbei geht es darum, die Moleküle durch chemische „Anhängsel“ fettlöslich (zur Ausscheidung über die Galle) oder wasserlöslich (zur Ausscheidung über die Niere) zu machen. Liegt hier eine Einschränkung vor, kommt es zur Zellschädigung durch chemische Reaktionen der Metabolite mit Zellbestandteilen. Es entstehen sogenannte freie Radikale und noch mehr belastende Stoffe, die die Zellen belasten, was wir als oxidativen und nitrosativen Stress bezeichnen. Im Volksmund ist oft von „Übersäuerung“ die Rede.  

 

In Phase III werden die transportfähig gemachten Moleküle schließlich ausgeschieden. Hier braucht es Transportproteine, die diese erst einmal aus den Leberzellen hinausbefördern. So gelangen die fettlöslichen Substanzen über die feinen Gallenkanälchen in die Gallengänge und gemeinsam mit der Galle in den Zwölffingerdarm und die wasserlöslichen Bestandteile über das Blut in die Nieren und damit in die ableitenden Harnwege. Bei der Ausscheidung der Giftstoffe über den Darm kommt es teilweise zu einer Wiederaufnahme über die Darmschleimhaut und damit eine erneute Belastung für den Organismus.  

 

Unterstützung der natürlichen Entgiftung 

 

Wenn man den Körper bei der Entgiftung unterstützen will, muss man bei Phase III anfangen! Eine geregelte Verdauung ist dabei das A und O, denn je länger der Stuhl im Darm verweilt, desto mehr Giftstoffe werden wieder aufgenommen. Greifen Sie deshalb nicht gleich zu Abführmitteln! Zunächst sollte man bei den natürlichen Maßnahmen ansetzen: Ausreichend Ballaststoffe, vornehmlich in Form von Gemüse, dazu mindestens 2 Liter Flüssigkeit, wie Wasser und ungesüßte Tees, sowie verdünnte Obst- und Gemüsesäfte. Regelmäßige Bewegung und Zeit für den Stuhlgang gehören ebenfalls dazu. Sollten Sie unter Blähungen und hartnäckiger Verstopfung oder schmerzhaften Verdauungsstörungen leiden, versuchen Sie einmal Milchprodukte und Zucker wegzulassen und auf glutenfreie Getreideprodukte umzusteigen. Auch zu viel Fruchtzucker kann nicht nur Verdauungsbeschwerden machen, sondern die Leber belasten, da er zu vermehrter Fetteinlagerung in die Leberzellen führt. Außerdem lohnt es sich in vielen Fällen, die Darmflora analysieren zu lassen. Wem das zunächst zu aufwendig ist, kann es mit einem Probiotikum (enthält nützliche Bakterien) aus der Apotheke versuchen. Ergänzt wird das idealerweise durch ein sogenanntes Präbiotikum, das Nahrung für die nützlichen Bakterien enthält (z.B. Hylak – Tropfen). Ein geschädigter Darm veranlasst die Leber, die Phase II zu stoppen! 

 

16%iges Magnesiumcitrat ist eine gute Alternative zu Bittersalz (Magnesiumsulfat). Es schmeckt nicht bitter und wirkt nicht nur abführend, sondern entspannt die Gallengänge und die Mündung des Gallengangs in den Darm. Dabei ist die Dosierung so zu wählen, dass es zu regelmäßigem und weichem Stuhlgang kommt.  

 

Erst wenn die Darmfunktion wiederhergestellt ist, sollte man zur eigentlichen Entgiftung übergehen. Leberreinigungstees und Nierentees sind in jedem Fall eine gute Ergänzung. 

 

Begleitende Maßnahmen zur Schwermetallausleitung 

 

Für eine Schwermetallausleitung sollte man sich auf jeden Fall in fachkundige Hände begeben und keinesfalls irgendwelche Produkte aus dem Internet beziehen. Wenn man Schwermetalle aus dem Gewebe mobilisiert, kann es durchaus zu Vergiftungserscheinungen kommen und man richtet mehr Schaden als Nutzen an. Wer seinen Stoffwechsel gezielt unterstützen will, wendet sich idealerweise an einen Facharzt /-ärztin für orthomolekulare Medizin. Gezielte Blutanalysen decken Defizite an Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren auf, die für den reibungslosen Stoffwechsel notwendig sind.  

 

Zur Ausleitung von Schwermetallen und anderen Giften gibt es auch noch speziellere natürliche „Helferlein“: Ein solches ist die Chlorellaalge, die gemeinsam mit den Mahlzeiten eingenommen, solche Stoffe binden kann. Sie liefert außerdem Aminosäuren, Eisen und Vitamin B 12 und hat eine starke antioxidative Wirkung. Bitte achten Sie auf biozertifizierte Produkte. Eine Alternative bei Unverträglichkeit stellen Huminsäurehältige Heilmoorprodukte dar.   

 

Homöopathie als ganzheitliche Unterstützung 

 

Selbst unter fachkundiger Anleitung können übrigens unangenehme Symptome auftreten. Diese reichen auf körperlicher Ebene von Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Unruhe, Übelkeit und Durchfall bis zu Hautsymptomen und vorrübergehend unangenehmen Ausdünstungen. Auch kann es zu psychischen Belastungen kommen, manchmal treten verdrängte Konflikte und andere Altlasten auf. Das ist völlig normal und sollte bei dieser Gelegenheit ebenfalls aufgearbeitet werden. Hier kann die Homöopathie als ganzheitliche Methode helfen, diese zu verarbeiten und zu lösen. Die beste Wirkung erzielt man, wenn man die Gesamtheit der auftretenden Symptome auf allen Ebenen erfasst, das gelingt am besten durch eine ausführliche Anamnese bei einem Facharzt für Homöopathie.  

Fotocredit: Madeleine Steinbach/Adobe Stock

Ärztin für Allgemeinmedizin, Pharmazeutin, Homöopathin